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DIE GÜNTER HETZER -

KOLUMNE

JEDEN MONAT IM 11FREUNDE MAGAZIN

 

 

 

Hetzer # 162

 

 

 

 

 

Hetzer # 160

 

 

 

 

 

Hetzer # 159

 

 

 

 

 

 Hetzer # 157

 

 

Zugegeben, der Flugkapitän staunte nicht schlecht, als wir auf dem Rollfeld aus der Limousine sprangen. Für den Extraservice hatten wir an der Sicherheitsschranke ein kleines Anerkennungshonorar in der Plastikschüssel platziert. Gewusst wie! In Bastis Privatflieger herrschte dann aber erstmal große Aufregung. Zehn Reisende auf neun Sitzplätzen, das war für den Purser natürlich neu. Erst als Waldi mit Schwung die Bordtoilette aufgerissen hatte und dem Personal den zehnten Sitz präsentiert hatte, bekamen wir die Startfreigabe. Destination Manchester! Der Alkohol, der während des kurzen Flugs reichlich ausgeschenkt werden würde, würde uns hoffentlich über den Schmerz hinweghelfen. Waren schließlich auch erstmal geschockt, traurig und wütend gewesen, als wir die Nachricht vom Weggang unseres Idols vernommen hatten. Er, der für uns wie kein Zweiter den FC Bayern verkörpert hatte. Er, der stets dafür gesorgt hatte, dass wir auf den Teampartys dabei sein durften. Er, der diese Mannschaft zusammengehalten hatte. Jetzt war er weg. Ach, Mitchell! Dass anschließend auch noch Schweini den Abgang machen würde, war uns hingegen von Beginn an sonnenklar gewesen.Der Kollege hatte sich leider verändert. Früher ein echter Leader am Zapfhahn. Und heute? Damentennis in Wimbledon! Musste ich mehr sagen? Sicher, gut aussehen tat die Neue, aber wie sagte Waldi immer so schön:  „Davon wird die Küche auch nicht sauber!“ Und jetzt saß die Leistungssportlerin  im Flugzeug schon wieder neben Basti und blickte eher kühl, als sich die Clique neben dem Traumpärchen in die Sessel warf. Mussten gleich mal zum Eisfach, um uns aufzuwärmen, hehe. Als unser Urviech obendrein gleich die Lesebrille zückte und sich in die Juli-Ausgabe der »Supermöpse« vertiefte, die der wohlsortierte Kiosk am FJS stets für ihn bereithielt, war die Stimmung endgültig im Keller. 

Ach, da konnte man beinahe ein bisschen melancholisch werden. Was hatten wir mit dem Basti für Dinger gedreht! Der Verwandtenbesuch im Entmüdungsbecken. Dann die WM-Partys im Grunewald mit den Prostitu..., mit den Kammermusikern aus der Philharmonie. Und natürlich die Sause in London, als wir Philipp beharrlich mit Jever Fun abgefüllt und behauptet hatten, es sei Apfelkorn. Himmel, war Philipp hinüber gewesen.Wir blickten uns um. Für einen Privatjet war das hier aber auch eher Holzklasse. Die Bedienungen machten sich sicher allesamt schon Gedanken über die Frühverrentung. Musste man da unbedingt Röcke tragen, werte Damen? »Wenn ich Orangen will, gehe ich an die Obsttheke« knurrte Gerd. Wir orderten dennoch bei den Saftschleppern ein paar kühle Longdrinks und suchten das Gespräch mit dem Traumpärchen. Mussten Schweini schließlich schonend darauf vorbereiten, dass wir direkt am Flughafen die Biege nach London machen würden. Wollten schließlich nicht riskieren, dem Coach Louis in die Arme zu laufen. Der hatte uns Rache gschworen. Und das bloß, weil wir am Vorabend des Finales in der Königsklasse 2010 eine Party für die Mannschaft organisiert hatten. Konnten wir ja nichts dafür, dass Louis morgens um fünf davon geweckt worden war, dass mehrere volltrunkene Aktive ihn lautstark im Hotelgarten nachgeahmt hatten. Kuss an alle Muttis! Also würden wir gleich den Anschlussflieger nehmen. Vorher wurde es allerdings höchste Zeit für einen schnellen Sprachkurs. Schweini sprach leider immer noch ein schauerlich schlechtes Englisch. „How goes you?“ nahm Delle die Konversation auf, aber der Basti verstand kein Wort. „You understand only railway station?“ grinste ich und winkte ab: „What shalls!“  Aber Delle ließ nicht locker: „You are heavy on the woodway!“ Wir bückten uns ab. Höchste Zeit den Burschen etwas aufzumuntern. Auf der Doppelnull nahm ich ihn mir zur Brust, machte ihm Mut für die anstehenden Aufgaben. Hatte er meine Botschaft begriffen? Dafür sprach, dass er während des Gesprächs genickt hatte. Dagegen, dass er die ganze Zeit seine Kopfhörer nicht abgenommen hatte.Wir kamen zurück zu den Sitzen, als der Flieger gerade auf die Startbahn rollte. „Equal goes it loose“ grinste Waldi. Und die Maschine hob ab.  

 

 

 

Hetzer #151

 

 

 

 

»Kommt einfach vorbei!« hatte Manuel uns geraten und uns auch die Parole für die Eingangspforte an der Säbener verraten: „Free Catalan!” Hätten wir auch selbst drauf kommen können. Also machten wir uns zu früher Stunde vom Verwöhnhotel in Kitzbühel in die Landeshauptstadt auf, natürlich in der auf bayerischen Landstraßen vorgeschriebenen Richtgeschwindigkeit von 175. „Zum Fahren zu schnell, zum Fliegen zu tief!“ kommentierte Gerd und moserte dann: „Ab 210 km/h zieht das Lenkrad etwas nach rechts.” Kaum hatten wir unseren Geländewagen vorschriftsmäßig auf dem Parkplatz des Cheftrainers eingeparkt und hatten uns von Raimund an der Tür durchwinken lassen, kam der große Meister höchstpersönlich angespurtet. Anstatt sich aber mit der Clique freundlich abzuklatschen, zeterte Pep gleich los. Wir verstanden zwar kein Wort, aber das ging der Mannschaft ja schon seit zwei Jahren nicht anders. „Park ich die Kiste halt um”, meckerte Waldi und ging betont langsam zurück zum Parkplatz. Kaum war unser Urviech allerdings aus der Tür raus, kam gleich ein Rekrut vom Bezahlsender von der Doppelnull, wischte sich noch hektisch den Frankfurter Kranz vom Zinken. „Was war da los?” Waldi stutzte und informierte dann den jungen Investigativreporter aus Unterföhring exklusiv: »Wüste Hauerei zwischen Pep und Matthias, mehrere Schwerverletzte!«  Dann parkte er unseren Luxusliner um. Beim Präsidenten war noch was frei. Eigentlich hatten wir ja nur beim Rekordmeister vorbeigeschaut, um Manuel seinen bronzenen Bravo-Otto vorbeizubringen, den er neulich bei der FIFA in Zürich geschossen hatte. Wir hatten es uns ja nicht nehmen lassen, den Welttorhüter zu begleiten. War schließlich unsere verdammte Pflicht als Manuels Saufku.., als beste Freunde, die auf Manus Gesundheit achteten. Außerdem hatte der Weltverband mal wieder einen Privatjet spendiert. Ein Fall für das Jagdgeschwader Hartmann! Gab dann allerdings an Bord unschöne Zwischenfälle. Unsere Polonaise fand kurz vor dem Cockpit durch einen resoluten Steward ein vorzeitiges Ende! Ein Steward! Hätte die FIFA im letzten Jahr männliches Personal an Bord gelassen, Fronk hätte die Maschine über Kambodscha zur Umkehr gezwungen. Auch die Veranstaltung vor Ort war ein lahmer Zock! Partystimmung wie bei Jesus am Karfreitag! Kein Wunder, bei einem Durchschnittsalter wie bei der Christmette im Seniorenstift. Konnten wir fast froh sein, dass als Aperitiv nicht Granufink gereicht wurde. Na, wir waren auch ohne Alkohol nicht lustig und räumten flaschenweise die Tabletts leer. Dichter als Goethe! Was sollte auch schon passieren? Wussten ja schließlich alle, dass wie in den letzten dreißig Jahren einer der beiden Fummelköppe das Rennen machen würde. Alle, bis auf Manu! Der Bursche hibbelte neben uns im Sessel herum, war offenbar vom Sportdirektor richtig heiß gemacht worden, arbeite halblaut an seiner Dankesrede. „Vergiss es”, raunte ihm Gerd dezent zu. »Du bist Schalker, du wirst nie Erster!« Wollte der Keeper aber nicht zu hören, war im Spielertunnel. »Da geht was!« raunte er immer wieder. „Genau, und in Erotikfilmen wird am Ende geheiratet!” knurrte Waldi entnervt und applaudierte dann dem portugiesischen Stenz. Hochverdient! Der Münchner Sportdirektor saß derweil neben uns mit versteinertem Gesicht, verweigerte standhaft den Applaus. „Mattes, wenn du deine Hände suchst, die sind in der Hosentasche!” Nichts zu danken, kostenloser Service von Onkel Günter! Hinterher gab es in der Münchner Delegation lange Gesichter wie im Gestüt Schlenderhan. Manu ließ den Bronzeball dann auch auf dem Bistrotisch stehen, nachdem ein Mitarbeiter mit einem Suppenlöffel die Legierung mit Katzengold abgekratzt hatte. 

Also waren wir nun an der Säbener und wollten die Trophäe loswerden. Gerade eilte der Vorstandsvorsitzende vorbei. „Kalle, alter Einpeitscher!” grüßten wir herzlich. Der allerdings registrierte uns kaum, war offenbar noch zu angegriffen von der Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien. Also platzierten wir das Wertstück beim Präsidenten, der gerade an einem launigen Text arbeitete. Der würde wohl demnächst erscheinen, entweder unter Hopfis Klarnamen. Oder eben als Säbener Sigi.      

 

 

 

 Hetzer #149

 

 

 

Suff, Extase, Randale, drei Tage wach! Oder wie es die Systempresse nennen würde: mit Borussia Dortmund in der Champions League unterwegs. Beinahe wären wir zu spät zum Flieger gekommen. Fahrer Horny hatte sich offenbar dem Lokführerstreik angeschlossen, fuhr beinahe im Schritttempo. „Mike, Du hast das Gaspedal mitbezahlt”, moserte Gerd, „darfst  es also auch benutzen!” Horny knurrte nur.  Dabei hatten wir für den Flug diesmal besser vorgesorgt als neulich für den UdSSR-Trip mit den Bayern. Das lächerliche Alkoholverbot bei Start und Landung würden wir diesmal mit fünf Magnum-Flaschen exquisiten Weinbrands umgehen. Den Ausschank würde wie immer Gerd auf der hinteren Bordtoilette vornehmen, gegen eine kleine Kostenbeteiligung natürlich. Anregende Lektüre hatte Waldi beim Lesezirkel vorbestellt. Als der Jahrgang „Supermöpse” in der Reisetasche durch den Scanner liefen, reckte sogar der Sicherheitsmann anerkennend die Daumen. Nur für Kenner! Anschließend checkten wir direkt neben dem Vorstandsvorsitzenden ein. Ehrensache, dass wir uns lautstark als „Familie Rummenigge” am Schalter meldeten. Neben uns hätte Aki beinahe vor Wut ins Gepäckband gebissen. Er nun wieder.  

Am Abend ging es dann logischerweise direkt ins Spielerzimmer. Krass, dass die Burschen schon wieder am Tresen standen, nach der wilden Aftershow-Party in Paderborn. Die Sause hatte sich die Mannschaft nach dem Punktgewinn aber auch redlich verdient gehabt. Wobei es am nächsten Morgen mächtig Ärger wegen der Getränkerechnung der Rotlichtkaschemme hinter dem Domkammer gegeben hatte. „Wie können die zwei Bier 350 Euro gekostet haben”, hatte sich Kevin gemopst. Hehe, da war wohl der 0,4-Damenstiefel aus Nappaleder, in dem die Getränke gereicht worden waren, nicht mit aufgeführt. Diskretion Ehrensache! Diesmal hatte die Truppe offenbar vorausschauend im Großmarkt geordert. Fünfzehn Kisten Pilsener Urknall bildeten eine zweite Tür, die wir natürlich locker passierten. Ja, und schau an, wer feierte da am Zapfhahn sein lang ersehntes Comeback? „Erdogan!” rief Gerd erfreut. „Ich heiße Gündogan!” gab der Verteidiger maulend zurück und nahm uns die frisch gezapften Tulpen wieder weg. Überhaupt war die Stimmung merkwürdig gereizt. Die Truppe hatte offenbar einen mächtigen Hals auf Stadionsprecher Nobby. Der hatte nämlich am Vortrag bei einer Stippvisite im Pub den Schlüssel fürs Trainingsgelände versehentlich ins Guiness-Glas fallen lassen. „Und fisch den mal aus der braunen Brühe raus!” hatte der Shouter gemosert. Also hatte die ganze BVB-Posse den ganzen Nachmittag gelangweilt im Park herumgelungert und beinahe wäre auch noch der Cheftrainer von einem Bordercollie beinahe in die Wade gebissen worden. Der arme Hund hatte es hoffentlich inzwischen hinter sich. Die Stimmung besserte sich erst, als gegen Mitternacht ein halbes Dutzend scheckheftgepflegter Damen aus der Hotelbar unter großem Hallo ins Sechsbettzimmer huschte. „Echte Liebe!” grinste Mike und zückte natürlich sofort sein D1-Mobiltelefon mit eingebauter Fotofunktion, um einige der Hostessen für seine Erotik-Datenbank abzulichten. Aber ach, so schüchtern! „Kopf hoch, sonst fällt doch das Krönchen runter!” rief Horny. Derweil herrschte im Spielerkreis kurz Verwirrung. „Gegen wen spielen wir morgen nochmal?” fragte Kevin ratlos. Berechtigte Frage, gab ja schon viele Klubs in London. Konnten wir jetzt auch nicht weiterhelfen, würden das aber mal nachschauen. Nun war aber mal langsam mal Zeit für einen Wechsel an den Plattentellern. Das müde Gebrumme, dass Sebastian da seit zwei Stunden präsentierte, war einschläfernder als jede Tierarztpraxis. Rezeptfreier Rat von Waldi an den Senior der Truppe: „Das nächste Mal legst du besser im Schlaflabor auf!” Konnten ja nicht wissen, dass sich die ganze Truppe mit dem Kapitän soldarisieren würde. „Kann ich Euch sonst noch was anbieten? Mantel? Taxi?” fragte Sebastian frostig. Wir machten uns vom Acker, nicht ohne in der Lobby dem wachhabenden BVB-Manager noch einen Tipp zu geben: „Auf Zimmer 7 war eben noch Radau. Vielleicht schaust Du mal nach dem Rechten. Susi!”

 

 

 

Hetzer # 144